Wir sprechen über ein mächtiges Kulturanalyse- und Interventionswerkzeug, die so genannten "Verketteten Gespräche". Diese bieten die Möglichkeit substanzielle kulturelle Muster einer Organisation aufzudecken und besprechbar zu machen. Alles über das Werkzeug, was es ausmacht und viele praktische Tipps bekommt ihr in der aktuellen Episode des intrinsify Podcast.
Was ist wichtig bei der Kulturanalyse?
Hat man die Kultur eines sozialen Systems erstmal verstanden, wird es viel leichter anschlussfähige Interventionen zu finden. Damit meine ich nicht, dass man die komplette Belegschaft mit Fragebögen zur Kultur belästigen sollte, damit sie sich als Teil des Prozesses und "mitgenommen" fühlen, sondern dass die Kenntnis über kulturelle Muster essentieller Bestandteil ist, um zu Wissen, welche Interventionen überhaupt eine Chance haben an den Mustern der Organisation (NICHT an den Menschen) anzudocken.
3 wichtige Faktoren der Kulturbeobachtung möchte ich Dir heute vorstellen:
- Integration verschiedener Perspektiven
Kultur ist etwas, was zwischen Menschen entsteht und was die beteiligten Menschen benutzen ohne dies bewusst zu wissen. Es ist das, was im vorliegenden Kontext normal ist. Es ist für die Beteiligten schwer, wenn nicht unmöglich, zu benennen. Denn: Es ist ja normal und das Normale finden Menschen meist nicht erwähnenswert.Mir hilft folgendes Bild: Die (Unternehmens-)Kultur ist wie eine Kunstskulptur, die in einem Raum mitten im Unternehmen steht. Jedem Mitarbeiter ist eine verschlossene Tür zu diesem Raum zugeordnet und er kann die Skulptur durch das Schlüsselloch der Tür sehen. Der Mitarbeiter kann jetzt durch das Schlüsselloch schauen und mir erzählen was er dort sieht, zum Beispiel, dass die Skulptur an der Stelle an der er drauf schaut eine zackige Oberfläche hat. Und die Nächste erzählt mir, was sie durch ihr Schlüsselloch sieht, zum Beispiel, dass die Skulptur an der Stelle wo sie drauf schaut ganz glatt ist. Erst durch die Integration dieser verschiedenen Schlüssellöcher ergibt sich ein Gesamtbild und ich kann z.B. herausfinden, dass die Skulptur nicht etwa im Mittel wellig ist, sondern unterschiedliche Oberflächenstrukturen besitzt. - Hypothesengetriebenes Arbeiten
Wenn man Menschen nach ihrer Kultur befragt ("Wie ist eure Kultur?"), erzählen sie meist nichts, was wirklich Substanz hat. Können sie gar nicht, denn die Ingebrauchnahme von Kultur ist ein unbewusster und vollkommen alltäglicher Prozess. Wenn ich Menschen jedoch mit einem Vorurteil konfrontiere, wie etwas bei ihnen ist, dann haben sie die Chance darauf zu reagieren.Wenn ich die Mitarbeiter bitte, mir die Skulptur zu beschreiben, dann werden sie vielleicht sagen, dass sie die Skulptur schön finden, dass sie eine interessante Form hat usw. Sie beschreiben also ihre Wahrnehmung und Beurteilung der Skulptur. Erst wenn ich sage: "Die Skulptur hat eine glatte Oberfläche.", können die Mitarbeiter darauf reagieren und dies entweder verneinen oder bejahen. - Enttabuisierung/Spiegelung
Um konstruktiv mit den eigenen kulturellen Mustern zu arbeiten, muss man sie kennen – das ist klar. Wichtig ist, das nicht nur einzelne Personen diese Muster kennen, sondern öffentlich in der Organisation über sie gesprochen werden kann. Erst dann kann die Organisation sie in Gebrauch nehmen, damit sie einen anderen Umgang mit Wertschöpfungsproblemen finden kann.Erst wenn man also weiß und öffentlich darüber sprechen kann, dass die Skulptur auf der einen Seite glatt und auf der anderen zackig ist, kann man darüber sprechen, dass die Wertschöpfung vielleicht auf der einen Seite eine Bremse braucht und auf der anderen Seite flüssig werden muss, um sanft von oben nach unten zu fließen.