Ein kleiner Junge namens Frederick

Zwischen Boni und Insektenhotels

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Es war einmal ein kleiner Junge namens Frederick. Frederick hatte ein Hobby. Er baute schrecklich gerne Insektenhotels. Er war ein so guter Insektenhotelbauer, dass seine Nachbarn ihn fragten, ob er auch für sie ein Insektenhotel bauen würde. Das tat er gerne und die Nachbarn waren sehr zufrieden mit ihren neuen Insektenhotels.

Das sprach sich herum und weitere Nachbarn wollten ein Insektenhotel haben. Frederick fing an, Geld für die Insektenhotels zu nehmen und die Nachbarn zahlten gerne.

Immer mehr Menschen im Dorf bekamen Wind von Fredericks Insektenhotels und bestellten ebenfalls eines.

Irgendwann kam Frederick nicht mehr hinterher und fragte seine Freunde, ob sie ihm helfen könnten. Er zahlte ihnen sechs Euro die Stunde dafür, dass sie mit ihm Insektenhotels bauten.

Die kleine Runde der Insektenhotelbauer wuchs und alle hatten unglaublichen Spaß, weil alle Kunden ihre Insektenhotels so toll fanden. Ihre Freundschaft war enger denn je, denn sie waren stolz darauf, was sie gemeinsam erreichten.

Eines Tages lernte Frederick ein Mädchen namens Sirbyh kennen. Sie erzählte ihm, wie er noch erfolgreicher werden könnte.

Frederick folgte ihrem Rat und fing an, jedem seiner Freunde zusätzlich acht Euro für jedes fertiggestellte Insektenhotel zu zahlen. Und Sirbyh schien recht zu behalten, seine Freunde bauten noch mehr Häuser in noch kürzerer Zeit.

Einige Wochen später kam es zu den ersten Beschwerden bei Kunden. Die Insektenhotels hätten ihre Originalität verloren. Sie sähen alle gleich aus und wären nicht mehr so leidenschaftlich gebaut.

Frederick ließ sich erneut von Sirbyh beraten. Sie empfahl ihm, eine Kreativprämie einzuführen. Jede Woche solle er dem Freund mit dem kreativsten Insektenhotel einmalig 15 Euro bezahlen.

Frederick war von Sirbyhs Idee sehr angetan und schritt sofort zur Tat. Und tatsächlich entwickelten seine Freunde daraufhin einige spektakuläre Insektenhotels, von denen er sich sehr zufriedene Kunden versprach.

Die Kunden waren zunächst hellauf begeistert von den ausgefallenen Insektenhotels. Doch erneut kam es zu Beschwerden. Dieses Mal bemängelten die Kunden die abnehmende Qualität.

Frederick war zunehmend enttäuscht von seinen Freunden und rückte immer enger mit Sirbyh zusammen, die stets versprach, ihm aus der Patsche zu helfen. Er bezahlte Sirbyh großzügig für ihre Dienste.

Um das Qualitätsproblem in den Griff zu bekommen, stellten Sirbyh und Frederick ein Kind ein, das bei jedem Insektenhotel eine Qualitätsprüfung durchführen sollte. Außerdem bekam jeder seiner Freunde zusätzliche 20 Euro pro Woche, wenn seine Fehlerrate pro Insektenhotel unter vier Fehlern blieb.

Das fanden einige seiner Freunde sehr unfair. Sie schlossen sich zusammen und wählten einen Sprecher, der mit Frederick und Sirbyh verhandeln sollte. Die Freunde waren nicht damit einverstanden, dass jeder dieselbe Qualitätsprämie in Höhe von 20 Euro bekam, denn sie arbeiteten unterschiedlich lange für Frederick – schließlich gingen viele von ihnen noch zur Schule – und so war es für manche leichter, weniger als vier Fehler pro Woche zu machen.

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Frederick und Sirbyh hielten das zwar für kleinlich, gingen aber auf die Forderungen ein. Da der Berechnungsaufwand der Bezahlung nun jedoch immer komplizierter wurde, stellten sie eine weitere Freundin ein, die sich um die Berechnung der Boni kümmerte.

In den nächsten Wochen und Monaten stritten sich die Kinder regelmäßig mit dem Qualitätskind darüber, was denn überhaupt ein Fehler sei und was nicht. Zugleich wurden die Kunden immer unzufriedener und die Verkaufszahlen nahmen zum ersten Mal ab.

Daraufhin entschlossen sich Frederick und Sirbyh einen Erwachsenen einzustellen, der den Kindern beibrachte, wie man anständig arbeitet. Das müssten Erwachsene schließlich wissen, dachten sich die beiden.

Brav gingen seine Freunde zu dem Unterricht des Erwachsenen, doch ihre Arbeit machte ihnen immer weniger Spaß und ihr Frust wuchs zunehmend. Manche entschlossen sich den Insektenhotelbau an den Nagel zu hängen.

Frederick fiel es inzwischen sehr schwer, neue Freunde zu finden, die für ihn arbeiten wollten. Die Probleme hatten sich herumgesprochen. Sirbyh riet ihm deshalb dazu, seinen verbleibenden Freunden eine Prämie in Höhe von 15 Euro zu zahlen, wenn sie einen ihrer Freunde für die Arbeit in der Insektenhotelproduktion anwarben.

Außerdem engagierten sie einen weiteren Erwachsenen, der den Kindern davon erzählte, wie wichtig es für die Insekten sei, ein Hotel zu haben. Und dass sie mit dem Bau der Hotels einen Beitrag zur Stabilisierung des Insektenökosystems leisteten.

Frederick renovierte zusätzlich die Werkstatt, strich die Wände bunt, stellte im Garten eine Hüpfburg auf und legte überall Süßigkeiten aus, die er aus seinen verbleibenden Erträgen finanzierte.

Doch irgendwie half das alles nicht. Erstaunlicherweise distanzierten sich Fredericks Freunde nur noch mehr von ihm. »Undankbares Pack«, sagte er zu Sirbyh. Sirbyh hatte jedoch ebenfalls zunehmend die Lust verloren und „half“ von nun an an zwei Tagen die Woche einem Mädchen im Dorf dabei, Puppenhäuser „erfolgreicher“ zu verkaufen.

Mit jeder Woche stiegen Fredericks Kosten, während seine Einnahmen langsam aber sicher zurückgingen.

Nach weiteren sechs Monaten gab Frederick schließlich völlig enttäuscht auf und schickte seine letzten treuen Freunde nach Hause.

Und die Moral von der Geschicht’: Traue kleinen Kindern nicht 😉

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8 Kommentare
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Was für eine wunderbare Parabel, die den Irrsinn schön aufzeigt. Erwachsene werden jetzt vielleicht sagen „Aber der Gesetzgeber!“ oder „Aber die Eigentümer/Shareholder/Bank!“ oder „Aber ISO drölfzigzehn!“. Doch in Summe sieht es genauso aus. 👍

Absolut

Touché, Mark

Respekt. Tolle Geschichte mit sehr viel Bezug zur Praxis.

So, und was machen wir nun, da wir in der Mitte der Spirale sind??? Die ‚alten‘ Mechanismen helfen ja nachweislich nicht.

Tolle Geschichte! Frederick hätte wohl nicht auf Sirbyh hören sollen.
Sirbyh – genialer Name! 😀

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