Was der CEO Purpose nennt, beschreibt die Vertriebsleiterin als Mission. Der Mitarbeiter im Einkauf wünscht sich eine konkrete Strategie, bekommt daraufhin aber Pläne. Gut, wenn alle wissen, wovon sie reden.
In vielen Unternehmen wird billigend in Kauf genommen, dass man sich missversteht. Das wirkt wie ein Virus: Sprache wird auf diese Weise kontaminiert. Das Kommunikationsniveau sinkt, die Entscheidungsqualität nimmt daraufhin ab und die Wertschöpfung leidet.
Besonders im Führungskreis ist Sprachhygiene geradezu unverzichtbar. Ohne sie kann selten von einer echten Führungsmannschaft gesprochen werden.
Bei der Firma Herding GmbH Filtertechnik trägt die Sprachhygiene wesentlich zum Erfolg bei (interessantes Video dazu).
Hier ist deshalb ein Vorschlag für die Nutzung einiger Managementbegriffe, die im C-Level häufig Verwendung finden, ohne dass sie geklärt sind.
She flashed me
Meine Frau bricht heute noch in Gelächter aus, wenn sie an diese Geschichte denkt. Ich bin ja halber Engländer, aber als ich meine heutige Frau 2009 kennenlernte, war mein Englisch noch etwas eingerostet.
Und als ich dann eines Abends ganz beeindruckt war von den Sichtweisen und der Eloquenz einer Dame, die ich bei einem Netzwerkevent in Deutschland kennengelernt hatte, hinterließ ich meiner Frau kurz vorm ins Bett gehen noch eine Sprachnachricht: „She flashed me“ sagte ich. Das war um 3 Uhr morgens, nach ein paar Drinks.
Wenn Du sprachlich besser informiert bist, als ich, kannst Dir vorstellen, dass meine Frau leicht irritiert war. Eher besorgt. „Flashed me“ heißt nämlich in diesem Zusammenhang für gewöhnlich, dass man sich vor jemandem entblößt.
Mir ging es eher darum, mitzuteilen, dass ich halt beeindruckt war von den Thesen und dem Wissen dieser Dame. Lost in Translation – nicht ungewöhnlich und für sich genommen ja auch keine spektakuläre Botschaft.
Doch im Führungsalltag spielt die Häufigkeit, mit der man sich missversteht, eine gewichtige Rolle.
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FÜR FÜHRUNGSKRÄFTE
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Ein ignoriertes Muster
Wenn wir Höchstleistungsunternehmen entdecken, stoßen wir nahezu immer auf Sprachhygiene. Nicht immer so bewusst und organisiert, wie es beispielsweise bei der Herding GmbH Filtertechnik läuft. Und doch: Man legt Wert auf Sprache.
In diesen Unternehmen sind Begriffe geklärt. Und wo sie es nicht sind, fragt man nach. Man bemüht präzise Unterscheidungen. Es ist dort anständig, ein Wort zu erklären und nicht billigend in Kauf zu nehmen, dass man sich missverstehen könnte.
Die Konsequenzen sind weitreichend. Wo es Führungskreise zulassen, dass Sprachhygiene vernachlässigt wird, sinkt das Kommunikationsniveau ab. Wo das Kommunikationsniveau sinkt, leidet die Qualität von Entscheidungen. Und wo die Qualität von Entscheidungen leidet, wird schließlich auch die Wertschöpfung unwirtschaftlicher.
Sprachhygiene ist ein echter Erfolgsfaktor. Er ist eine entscheidende Zutat, um aus einer losen Ansammlung von Führungskräften eine echte Führungsmannschaft zu machen, die abgestimmt an einem Strang zieht.
Wenn Du uns ein bisschen kennst, weißt Du, wie wichtig uns Unterscheidungen und eine präzise Wortwahl sind. Im Folgenden mache ich einen Vorschlag für die Verwendung einiger sehr gängiger Begriffe auf der Top-Management-Ebene.
Ein kleines Management-Glossar
Plan
Ein Plan ist die Beschreibung von aufeinander folgenden und / oder parallel zueinander zu bewältigenden Arbeitsschritten bzw. Aufgaben. Da ein Plan Verhalten in der Zukunft festlegt, kann ein Plan nur funktionieren, wenn die Zukunft bekannt ist.
Wir haben Pläne, die genau festlegen, an welchem Tag, zu welcher Uhrzeit, durch welche Person, welche inhaltliche Live-Session in unserer Akademie durchgeführt wird und welche technischen Bedingungen dazu bereits Wochen vorher eingerichtet werden müssen.
Taktik
Eine Taktik ist ein Handlungsraum, innerhalb dessen Entscheidungen getroffen werden können, ohne fragen zu müssen. Da eine Taktik das Verhalten in der Zukunft nicht festlegt, ist sie nicht darauf angewiesen, die Zukunft zu kennen. Damit eine Taktik entsteht, müssen Grenzen des Handelns mitgeteilt werden, sie bilden den nötigen Korridor. Dazu dienen Prinzipien, die immer auch beschreiben, was nicht getan wird.
Wir unterhalten keine langfristigen Freelancer-Beziehungen.
Noch eins: Wir investieren nicht in den Aufbau von Geschäft außerhalb des deutschsprachigen Raums.
Und ein letztes aus unserem internen „How to intrinsify“ Dokument: Wir machen Inhalte verständlich, ohne zu trivialisieren.
- Übersetzer- bzw. Fährmannfunktion
- Was andere schon gesagt haben, sagen wir so, dass man es verstehen und damit in der Praxis etwas anfangen kann.
- Wir geben Inhalten eine Leichtigkeit.
- Wir nehmen uns selbst nicht zu ernst.
Ziel
Ein Ziel ist ein Sollzustand. Es beschreibt also Bedingungen, die in der Zukunft erreicht werden sollen und gibt damit implizit Auskunft über den Unterschied zwischen Ist und Soll. Ziele können vage oder präzise formuliert sein. Die populäre Annahme, Ziele müssten immer „SMART“ (spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch, terminiert) sein, teilen wir nicht.
Bis Ende 2023 haben wir unser neues Produkt “Kaderschmiede” fertig entwickelt und sind in der Lage, es bei den ersten Kunden einzusetzen.
Strategie
Eine Strategie ist ein Werkzeug des Managements, um ein Ziel zu erreichen. Eine Strategie besteht aus Plänen für den bekannten Teil der Zukunft und Taktiken für den unbekannten Teil der Zukunft. Die Strategie ist in Unternehmen immer auch Ausdruck der unternehmerischen Wette.
Unsere ganze Strategie will ich hier alleine schon aus Platzgründen nicht teilen. Hier aber ein kleiner beispielhafter Ausschnitt:
Unsere Markenstrategie hat vier Funktionen: Passende Leads gewinnen, Angemessene Honorare und Preise durchsetzen, Wirkung erhöhen und Mitarbeiter gewinnen. Hier der Text zu der ersten Funktion:
Ohne Marke haben wir kein Publikum und damit kein Vertrauen in unsere Leistungen. Außerdem wirkt die Markenarbeit wie ein Filter, der dafür sorgt, dass wir Leads gewinnen, mit denen wir arbeiten wollen und die zu uns passen.
Vision
Eine Vision ist die Sonderform eines Ziels, gehört also zu derselben Begriffskategorie und beschreibt somit einen Sollzustand. Eine Vision ist so ambitioniert formuliert, dass sie wahrscheinlich nie erreicht werden kann. Sie bietet damit eine Orientierungsfunktion für Grundsatzentscheidungen, entfaltet jedoch im Alltag kaum handlungsleitende Funktionen.
Wir haben bisher auf die Formulierung einer Vision verzichtet. Hätten wir eine, könnte sie lauten: Beschäftigung ist zugunsten von Arbeit verdrängt worden.
Stattdessen haben wir einen Sollzustand, der ebenfalls ambitioniert ist, den wir aber durchaus für erreichbar halten.
- intrinsify und die Denkschule Future Leadership (inkl. der von anderen Akteuren gesprochenen Dialekte) sind eine unignorierbare Instanz geworden. Wenn man sich mit Unternehmensführung auseinandersetzt, kennt man intrinsify.
- Wenn das Top-Management sich die Frage stellt, wie und womit sie weiterkommen, denken sie immer auch an Future Leadership als unverzichtbare „Begleitausstattung“
- Mal indem sie ihre Führungskräfte und andere Rollen ausbilden lassen
- Mal indem sie Beratung beauftragen
- Mal indem sie sich inhaltlich an unseren Publikationen orientieren
- Mal indem sie sich andere Berater suchen, die von uns fit gemacht wurden
- Profs werden von Studenten vorwurfsvoll auf intrinsify hingewiesen: „Wieso ist Future Leadership nicht Teil unserer Lehre?“, und Profs machen Studenten schon früh mit Future Leadership bekannt: „Ohne diese Inhalte, werdet ihr nicht weiterkommen.“
Mission
Eine Mission ist die Sonderform einer Strategie, gehört also zu derselben Begriffskategorie und beschreibt somit einen Weg. Sie fasst auf der höchsten Abstraktionsebene zusammen, wie gehandelt wird, um die Vision zu erreichen. Ähnlich wie die Vision bietet sie eine Orientierungsfunktion für Grundsatzentscheidungen, entfaltet jedoch im Alltag kaum handlungsleitende Funktionen.
Wir haben keine explizit niedergeschriebene Mission. Hätten wir eine, könnte sie lauten:
Wir erreichen unsere Vision durch eine starke Marke mit großer Projektionsfläche, durch Publikationen jeder Art, durch Ausbildung von Individuen und Begleitung von Organisationen bei der Nutzung von Future Leadership.
Purpose
Ein Purpose beschreibt den Zweck, dem sich eine Organisation selbst verschreibt und gibt somit Auskunft über die Wirkung, die die Organisation für ihre Umwelt haben will. Ein Purpose kann eine Orientierungs- und eine Identifikationsfunktion erfüllen. In seiner Orientierungsfunktion kann er u.a. als Basis für die Strategie dienen. Eine Identifikationsfunktion erbringt er, wenn er für Mitarbeiter oder Kunden eine Projektionsfläche darstellt.
Durch institutionalisiertes Misstrauen werden in unserer Gesellschaft individuelle Freiheit und Fortschritt unterdrückt. Das wollen wir mit unseren Aktivitäten ändern, insbesondere in der Arbeitswelt. Mit uns entfesseln Unternehmen ihre Potenziale, damit mehr echte Arbeit und weniger sinnlose Beschäftigung stattfindet.
Meine Empfehlung: Das nächste Mal, wenn jemand einen Begriff nutzt, von dem Du annimmst, dass er mit unterschiedlichen Bedeutungen und Interpretationen aufgeladen sein könnte, frage Dein Gegenüber, was er mit dem Begriff genau meint – aus einer Haltung der Neugier, nicht des Vorwurfs. Das ist der sozialverträgliche Start für eine gründlichere Sprachhygiene. Jede gründliche Dekontamination beginnt mit einem ersten kleinen Schritt: Hände waschen.
Und, bist Du jetzt geflasht?
Der Kalender 2024
WIR FÜHREN ANDERS!
52 befreiende Impulse für Manager*
Jede Woche mit einem neuen Gedanken, einer neuen Idee, einer neuen Perspektive auf Führung und Organisationsentwicklung. Jede Woche eine Einladung zum Anders-Denken.
*und alle, die ihr Unternehmen nach vorne bringen wollen.
Vielen Dank Mark.
Ich kann nur bestätigen, dass in den Unternehmen, in denen ich Einblick habe, die babylonische Sprachverwirrung und Buzzword Bingo eher zu Unverständnis als zu Klarheit führen.
Interessieren würde mich noch eure Definition von Prinzipien.
Aus der SW Entwicklung kommend, gibt es den Dreiklang: Principles, Patterns, Tactics.
Interessant fand ich, dass bei euch die Rahmung (Tenets) in den Taktiken verankert scheint. In meiner Erfahrung hilft es diese expliziter zu haben, um den Lösungsraum der Handlung aufzuspannen und die Patterns/Taktiken sind dann die Handlungsmuster, die innerhalb des Lösungsraums genutzt werden.
Klingt nun etwas esoterisch, aber je mehr Klarheit über diese Dinge besteht, desto effizienter können Teams agieren, da sie ein Gefühl der Sicherheit entwickeln, was sinnhaft und wertvoll ist und was eben nicht.
Es nimmt ein wenig das Mutmaßen und Rätselraten aus dem Spiel. Daher bin ich ein großer Freund von Explizitheit anstelle von impliziten Vermutungen.
Freue mich auf den Ausbildungsstart Ende des Monats bei euch.
Hallo, ich hätte eine Rückfrage bzgl. eurer Definition des „Strategie“-Begriffes.
In eurem Artikel zu „was ist eine Strategie?“ schreibt ihr: „Eine Strategie kommt dann zum Einsatz, wenn die Zukunft nicht bekannt ist.“
In diesem Artikel heißt es: „Eine Strategie besteht aus Plänen für den bekannten Teil der Zukunft und Taktiken für den unbekannten Teil der Zukunft.“
Danke euch für eine kurze Aufklärung!
Ganz liebe Grüße
Sehr aufmerksam Valeska. Der Hintergrund ist folgender: Der Artikel „Was ist eine Strategie?“ ist deutlich älter. Damals hatten wir die Unterscheidung zwischen Plan (für den bekannten Teil der Zukunft) und Strategie (für den unbekannten Teil der Zukunft) genutzt UND den Begriff zusätzlich als die Einheit dieser Unterscheidung verwendet. Mit anderen Worten: Wir sprachen von Strategie als Werkzeug, das zerfällt in Strategie und Pläne. Das hatten wir von Dr. Wohland übernommen. Aufgrund der offensichtlichen Verwirrungspotenziale, die dadurch entstehen, sind wir irgendwann dazu übergegangen, diese Begrifflichkeiten anzupassen, um klarer zu unterscheiden. Seitdem ist Strategie der Übergriff. Teil einer Strategie sind Taktik und Pläne. D.h. Taktiken (unbekannte Zukunft) sind der Gegenbegriff zu Plänen (bekannte Zukunft). Wir werden den alten Artikel bei Gelegenheit anpassen. Nachvollziehbar?